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KIOSK FRIEDENSALLEE

An einer belebten Kreuzung im Hamburger Stadtteil Ottensen befindet sich zwischen Altbauten und Rotklinkergebäuden der 1-geschossige Kiosk. Die Farben und Formen des Wandbildes orientierten sich an der bebauten Umgebung und dienen als verbindendes Element.



Das kleine freistehende Gebäude ist umgeben von 4-5 geschossigen Mehrfamilienhäusern. Prägend für diesen Ort sind die Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen und unter Denkmalschutz stehenden Gründerzeitbauten. Der Website Map of Architecture ist zu entnehmen, dass sie von 1901 bis 1909 entstanden sind. Dem gegenüber stehen Rotklinkergebäude aus der Nachkriegszeit.

Als architektonische Besonderheit beim Kioskgebäude, ist die tortenstückartige Bauform mit runder Rückwand zu erwähnen.



KURATION DURCH DIE QVARTR GALLERY


Als ich von der Qvartr Gallery für die Kioskgestaltung angefragt wurde, musste ich nicht lange überlegen. Schnell war klar, zu welchen Konditionen die Bemalung stattfindet. Da das Ganze noch vor einer Ausstellung in der Galerie fertig sein sollte, vergingen gerade mal 4 Wochen zwischen der Zusage und dem fertigen Wandbild. Die Bemalung fand im Dezember statt, was zur Folge hatte, dass aufgrund der frühen Dunkelheit das Malen auf mehrere Tage aufgeteilt werden musste. Da die Wandbemalung immer mal wieder wechseln soll, ist auch klar, dass meine Bilder nicht für die Ewigkeit sind.

So war es auch bei mir der Fall, dass ich ein anderes Bild übermalen musste.



Bevor die Gestaltung durch die Qvartr Gallery übernommen wurde, waren die Wände auch schon bemalt. Da es sich allerdings um illegal angebrachte Tags und Schriftzüge handelte, war die Akzeptanz bei den Anwohnern nicht besonders hoch.


GRAFFITI BILDET DIE WURZEL MEINER KUNST


So hörte ich beim malen sehr oft, dass sich die vorbeigehenden Menschen darüber freuen, dass da nicht mehr so „rumgeschmiert“ wird. Ehrlich gesagt kann ich diese Freude nicht so ganz teilen. Da eben genau dieses „rumgeschmiere“ (und große bunte Buchstaben) für mich und viele andere Künstler*Innen die Wurzeln der künstlerischen Arbeit darstellen. Ohne diese, vielleicht für manches Auge nicht ganz ästhetischen Schriften, würde es das was wir heute als „Urban Art“ bezeichnen, gar nicht geben. Dabei muss aus meiner Sicht auch angemerkt werden, dass die im Stadtbild gefälligeren „Urban Art“-Bilder, auch Ihren Anteil an der Aufwertung eines Wohngebiets haben. Was dann einen Teil zur Gentrifizierung beiträgt.



AUSSTELLUNGS- UND BUCHEMPFEHLUNG


Wie sich Graffiti in Hamburg verbreitet hat, wird im Buch „Eine Stadt wird Bunt“ erlebbar gemacht. Die dazugehörige Ausstellung ist noch bis zum 31.07.2023 im Museum für Hamburgische Geschichte zu sehen.



FARBGESTALTUNG


Bevor ich eine Skizze angefertigt habe, schaute ich mir die umgebende Bebauung an. In den Fassaden der Gründerzeitgebäude ist eine große Farbvielfalt zu entdecken. Neben Rosa und violetten Tönen, sind auch bläuliche Farben zu finden. Hinzu kommen noch verschiedene Grautöne und natürlich das Orangebraun der Klinkerfassaden.

Die Farbigkeiten nehme ich mit einem RAL Farbfächer auf und wähle daraufhin die passenden Farbigkeiten aus einer Farbpalette aus.




FORMANALYSE DER UMGEBUNG


Ähnlich wie bei den Farben, verhält es sich auch mit den Formen. Im ersten Schritt messe ich die zu bemalende Fläche und übertrage sie in ein CAD Programm. So werden die groben Proportionen recht schnell greifbar. Die ersten Skizzen entstehen aus schnellen Handzeichnungen, bei denen ich die gebaute Umgebung abstrahiere. Daraufhin werden die abstrahierten Formen in die CAD - Zeichnung übertragen und zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

Bei der Abstraktion der Fassadenformen, spielten bei dem Wandbild am Kiosk, vor allem die Fenstergliederungen und die Ornamente der Gründerzeitbauten eine Rolle. Aus einem Klinkergebäude wurden die breiten Elemente der Balkonbrüstung abstrahiert.





Mit diesem Input wird die Zeichnung am Computer erstellt und vom Laptop direkt auf die Wand übertragen. Dabei gibt es natürlich immer mal wieder Situationen auf die besonders reagiert werden muss. Somit kommt es durchaus auch zu spontanen Anpassungen, die auf das Bild Einfluss haben.




KONZEPTION


Durch solche Ortsanalysen findet eine sehr tief gehende Auseinandersetzung mit dem Ort statt. Ein Bestandteil des Konzepts ist es den als Fremdkörper wirkenden Kiosk durch den künstlerischen Eingriff besser in die Umgebung zu integrieren. Dabei lasse ich durch die geometrisch abstrakten Formen schon deutlich erkennen, dass hier etwas Neues hinzugekommen ist. Auf diese Weise möchte ich dem Bestandsgebäude eine Wertschätzung verleihen und generell dazu ermutigen, dass sich anstatt eines Abrisses und Neubaus, mehr mit den Möglichkeiten von Bestandsbebauung auseinandergesetzt wird.

Da das Gebäude von allen Seiten sichtbar ist, habe ich mit den Streifen ein verbindendes Motiv gewählt, was den Bewegungsfluß um das Gebäude herum aufnimmt und unterstreicht. Nicht zuletzt wird so auch auf die abgerundete Rückwand des Gebäudes verwiesen.


Wenn du den Kiosk besuchen möchtest, findest du ihn in der Friedensallee 88, 22763 Hamburg.


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